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Warum auch E-Books gutes Geld kosten …

11. Oktober 2011

MP3s sind billiger als die CD, weil Datenträgerproduktion, Logistik und Zwischenhändler wegfallen. Das sollte auch für eBook vs Buch gelten.
– schrieb heute das haekelschwein auf twitter

Da ist das sympathische Garntierchen leider hartnäckigen Gerüchten aufgesessen …

Ich versuche mal, ein wenig damit aufzuräumen:
Die wenigsten Benutzer kaufen ihre Musik oder ihre Bücher direkt bei einem Verlag bzw. einer Plattenfirma, der Zwischenhändler existiert immer noch. Apple und amazon beispielweise schneiden sich ein großes Stück vom Kuchen ab. Ein wirklich großes.
Dazu kommt, dass mp3-Dateien und E-Books auf Servern liegen, die Geld kosten und auch das Datenvolumen beim Herunterladen zu Buche schlägt – „Logistik“-Kosten existieren immer noch, über die Höhe kann man tatsächlich streiten.
Die „Datenträgerproduktion“ mag bei der mp3 zwar wegfallen, wenn die Musik bereits digital aufgenommen wird, aber ein gutes E-Book lässt sich nicht schnell nebenbei aus einer Worddatei generieren, wie viele Menschen annehmen. Gerade bei älteren Büchern liegen häufig mangelhafte digitale Daten vor, die ordentlich aufbereitet werden wollen. Zum Teil müssen die Bücher sogar erst wieder neu gescannt, in Textformate konvertiert und korrigiert werden. Das klingt komisch, ist aber leider so.
Druck- und Materialkosten sind im Vergleich zu allen anderen Kosten bei der Buchproduktion nur ein ganz kleiner Fisch. Marketing und Personalkosten verschlingen da zum Beispiel deutlich mehr Finanzen, ganz zu schweigen von den Tantiemen für den Autor …
Der letzte Stolperstein auf dem Weg zum supergünstigen E-Book: Die Buchpreisbindung, die in Deutschland für alle Bücher, auch elektronische, besteht und in der Regel erst nach anderthalb Jahren aufgehoben werden kann. Dank dieser sind die Anbieter von Büchern in ihrer Preisgestaltung nicht so flexibel wie bei anderen Produkten. Sie sind stark durch die Verlage gebunden – und die haben natürlich Interesse daran, ihre Kosten wieder reinzubekommen. Mit einem Ein-Euro-E-Book ist das natürlich sehr schwierig.

Soweit ganz knapp mein Büchersenf zum Thema. :)

Ach ne, Moment, eine Sache war da ja noch: Das Gerücht mit den hohen Preisen. Das hält sich sehr hartnäckig, aber stimmt das so?

Hier mal ein ganz aktuelles Beispiel: Walter Isaacsons Steve Jobs – Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers kostet als gebundenes Buch 24,99 €, die Kindle Version dagegen nur 19,99 € und auch bei der englischen Originalversion ist das E-Book für 14,24 € im Vergleich zur gedruckten Version für 17,95 € günstiger.

Das ist bei der Deutschen Version eine Ersparnis von 20 % – da kann man doch nicht meckern …

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5 Kommentare

  • Reply Juergen 16. Oktober 2011 at 12:53

    Hallo,
    die Buchpreisbindung besteht NICHT, wenn das E-Book nicht auch auf Papier veröffentlicht worden ist.

    • Reply Fräulein Bücherkram 16. Oktober 2011 at 13:19

      Das ist falsch – die Buchpreisbindung gilt für alle Produkte, die Bücher reproduzieren oder ersetzen … Also auch für alle E-Books. Ob sich der Börsenverein natürlich gegen die Anbieter durchsetzen kann und will, das ist eine ganz andere Geschichte.

  • Reply Angelika 17. Oktober 2011 at 22:26

    Ich bin gerne bereit für gute Bücher gutes Geld zu bezahlen. aber da ist das e-book leider meist keine attraktive Alternative.
    Beispiel:
    Frank Schätzing, Limit als Taschenbuch 9,99 als Kindle ebook 9,99 und das hätte ich gerne als ebook, weil es so dick ist.
    Aber ich fühle mich da ein bisschen verschaukelt. Zumal es bisher keine Möglichkeit gibt, ebooks weiterzugeben, verleihen, vertauschen, verkaufen. das alles ist mit Büchern möglich.
    Zweites Beispiel: Krischan Koch, Flucht übers Watt als Taschenbuch 8,95 als ebook 7,99. Das habe ich gerade als ebook gelesen und mich sehr über die schlechte Qualität geärgert. Ganz viele Worte waren nicht oder falsch getrennt. Das Buch ist 2009 erschienen, sollte also doch wohl nicht nachträglich eingescannt sein.
    Ich werde wohl erstmal keine deutschen ebooks mehr kaufen, bis sich an der Politik der Verlage etwas geändert hat.
    Über onleihe.de gibt es ja inzwischen auch die Möglichkeit, ebooks zu leihen, aber die kann man leider nicht mit dm Kindle lesen. Es muss noch viel passieren auf dem ebook-Markt
    Viele Grüße, Angelika

  • Reply Sabine Hertelt 8. November 2011 at 05:10

    Preiswerte Ebooks (ohne Buchpreisbindung) – von A wie Afghanistan Roman bis Z wie Zypern Sachbuch – lassen sich allemal finden – bei unterschiedlicher Qualität wie überall auf dem Buchmarkt, je nach Thematik und Schlagwort. Suchet, so werdet Ihr finden. Oder aktuell: Surft, so werdet Ihr fündig.

  • Reply Fräulein Bücherkram 20. November 2011 at 16:09

    Angelika – Ja, das mit dem E-Book und dem DRM ist ein Problem, das sehe ich ein. Ich würde auch gerne verleihen können und bin gespannt, wann die ersten großen Verlage einlenken … :-)

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